Handlungsableitungen aus der Philosophie für eine erfolgreiche Unternehmensführung

Buchrezension von:
Dr. Ursula Grooterhorst, Rechtsanwältin und Mediatorin,
Eversheds Sutherland (Germany) LLP externer link zu eversheds sutherland , Düsseldorf
Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Konfliktdynamik,
Ausgabe 02 / April 2013, Die neue Führungskraft, Seite 166

Dr. Ursula Grooterhorst, Mediatorin, Coach und Rechtsanwältin in DüsseldorfPhilosophie und Führung
Fragen und erkennen,
planen und handeln,
hoffen und Mensch sein

von Dr. Helmut Geiselhart,
Springer Gabler Verlag,
Wiesbaden 2012

Mit dem Thema „Philosophie und Führung“ ergänzt Geiselhart sein bereits umfangreiches Werk über Unternehmens­führung. Als internationaler Top-Management-Coach, dem Philosophie, Theologie und Psychologie als Arbeitsgrundlage dienen, beleuchtet er dieses Mal die Unternehmensführung aus dem Blickwinkel der Philosophie.

Hierzu untersucht Geiselhart die vier Fragen, die Kant an die Philosophie richtet (Was kann ich wissen? Wie muss ich handeln? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?) im Hinblick auf die Hauptaufgaben von Führungskräften (Strategisches Denken, Organisieren und Führen, Unternehmenskultur fördern, Menschen beurteilen).

(1) Das Wissen von Managern und Führungskräften entscheidet darüber, ob das darauf basierende Handeln die gewünschten Folgen herbeiführt. Was aber ist der Weg, um zu gültigen Aussagen zu kommen? Aus der Philosophie des kritischen Rationalismus Karl Poppers sowie der Philosophie des radikalen Konstruktivismus leitet Geiselhart ab, dass nur die Kommunikation es erlaubt, Wissen zu erwerben, das sich der Wahrheit annähert. Des weiteren müssen sich Führungskräfte darüber klar werden, dass es keine objektiven Sachzwänge für ihr Handeln gibt, sondern dass ihr Handeln darauf beruht, welche Bedeutung sie dem geben, was sie wahrnehmen. Es bleiben immer andere Entscheidungen denkbar.

(2) Bei der Frage, wie Führungskräfte handeln sollen, stützt Geiselhart sich zunächst auf die Aussage von Niklas Luhmann, dass die Organisation eines Unternehmens nur aus Kommunikation bestehe, ohne die es in seinem Bestand gefährdet sei.

Des weiteren zieht Geiselhart Emmanuel Levinas zu Rate. Wenn Führungskräfte sich dessen Denken zu eigen machen, stehen nicht länger das Ich, sondern Kunden und Mitarbeiter und gar Vorgesetzte im Mittelpunkt des Handelns.

Mit Jacques Derrida lehnt Geiselhart es ab, in Hierarchien zu denken, da es dann nur eine richtige Meinung gebe und damit alles ausgeschlossen werde, was nicht in das System passt. Vielfalt soll zugelassen und nicht reduziert werden.

(3) Anlass zu Hoffnung auf eine veränderte Zukunft kann nach Geiselhart nur eine neue Weltsicht geben. Hierbei bezieht sich Geiselhart auf die Sicht der Welt des Pierre Teilhard de Chardin. Für Manager und Führungskräfte bedeutet dies, sich bewusst zu machen, dass sie mit ihrem alltäglichen Tun an der Evolution beteiligt sind und durch mehr Kommunikation dazu beitragen können, auf etwas Zukünftiges hinzuarbeiten, das ihnen schon jetzt die Kraft verleiht, die Gegenwart zu Besserem hin zu verändern.

(4) Zu den wichtigen Entscheidungen, die Führungskräfte treffen müssen, gehören diejenigen, die Menschenkenntnis voraussetzen. Das erfordert vom Entscheider, die Frage nach sich selbst zu stellen.

Nachdem Geiselhart die Fragen Kants für Unternehmen beantwortet hat, zeigt er dem Leser ganz konkret auf, wie die Philosophie nicht nur mit logisch-rationalen Mitteln, sondern auch durch Kontemplation umgesetzt werden kann.

Das neue Werk von Geiselhart ist ein unerlässlicher Leitfaden für alle diejenigen Manager und Führungskräfte, die sich ihrer Verantwortung für ihr Handeln und dessen Auswirkungen bewusst werden wollen. Zum besseren Verständnis der philosophischen Theorien bildet Geiselhart viele Fallbeispiele. Jeweils am Ende eines Kapitels setzt er die dargestellten philosophischen Ansätze in konkrete Handlungsvorschläge für das Tagesgeschäft des Managers um. Außerdem unterlegt er seine Aussagen durch unzählige Beispiele aus Literatur und Filmen. Dadurch wird dem Leser ermöglicht, die Ausführungen nicht nur theoretisch zu erfassen, sondern ihnen nachzuspüren. Emotionen werden im Leser wachgerufen, die zu einem tieferen Verständnis dessen beitragen, was Geiselhart mit seinem Buch bezweckt, nämlich mit Hilfe der Philosophie ein Unternehmen erfolgreich zu führen.

Dr. Ursula Grooterhorst, Rechtanwältin und Mediatorin
Eversheds Sutherland (Germany) LLP externer link zu eversheds sutherland , Düsseldorf

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